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CRAWLING – Krabbelnd zu mehr Kraft & Beweglichkeit

CRAWLING – Krabbelnd zu mehr Kraft & Beweglichkeit

Crawling („Krabbeln“) liegt gerade schwer im Trend. Das Training auf allen Vieren kräftigt den gesamten Körper und verbessert Mobilität, Koordinationsfähigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisleistung. Trainerlegende Steve Maxwell zeigt, wie deine Kunden davon optimal profitieren.

Bereits seit 1964 interessiere ich mich für Fitnesstraining. Und auch ein halbes Jahrhundert später ist meine Leidenschaft dafür ungebremst. Während dieser Zeit habe ich viele Fitnesstrends kommen und gehen sehen. Die Leute scheinen sich schnell zu langweilen und suchen nach etwas Neuem, um ihre Motivation aufrechtzuerhalten. Aber für mich ist Motivation unwichtig. Training sollte für jeden selbstverständlich sein! Man sollte es tun, weil man weiß, dass es gut für einen ist! Das soll natürlich nicht heißen, dass man keinen Spaß daran haben darf. Aber man sollte nicht ständig die Trainingsform wechseln und dem neuesten Trend nachlaufen.

Bei Kampfsportlern schon lange etabliert

Crawling ist eine Übungsform, die es schon sehr lange gibt. Ich kam damit zum ersten Mal in den 1960er-Jahren in Kontakt; damals nutzte mein High-School-WrestlingCoach Crawling-Einheiten für unser Training. Ein paar Jahre später, als ich an der Universität Sport studierte, bevorzugte mein dortiger Wrestling-Coach ebenfalls Crawling als Trainingsmethode für das Freestyle-Wrestling. Als ich zwei Jahrzehnte darauf mit Gracie-Jiu-Jitsu anfing, entdeckte ich, dass das Crawling auch eine ausgezeichnete Möglichkeit ist, um sich auf das wettkampforientierte JiuJitsu vorzubereiten. Crawling ist bei Kampfsportlern als Trainingsmethode so beliebt, da es alle Gliedmaßen gleichzeitig belastet und die Körpermitte optimal stabilisiert. Wiederherstellen der Mobilität Ein weiterer großer Vorteil von Crawling ist, dass es die Methode ermöglicht, Menschen, die viel sitzen und sich zu wenig bewegen, wieder mobil zu machen und ihre verlorenen Bewegungsmuster wieder zu aktivieren. Als Trainer weißt du, dass ein Großteil der Bevölkerung eher wenig fit ist. Oft übersehen Coaches und Trainer aber diese Tatsache. Es gibt ein altes Sprichwort: „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“ Das heißt, dass du als fitter und motivierter Sportfan dich bevorzugt in Fitnessstudios und Sporthallen aufhältst, wo vor allem Gleichgesinnte trainieren. In diesem sozialen Umfeld liegt natürlich der Gedanke nahe, dass die Menschheit vor allem aus fitten Sportlern besteht.

Sitzen führt zu schlechten Bewegungsmustern

Die Wahrheit ist jedoch, dass die wirklich fitten Menschen nur einen winzigen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung ausmachen. Typischerweise weist ein neuer Kunde eine schlechte Haltung und Gewebestruktur auf. Die Ursachen dafür liegen in dem bewegungsarmen Lebensstil: Heutzutage ist es für einen Büroangestellten üblich, täglich 13 bis 14 Stunden zu sitzen. Das führt in der Folge zu sehr schlechten Bewegungsmustern. Viele meiner Kunden haben Schwierigkeiten, Treppen zu steigen oder sich von einem Stuhl zu erheben. Vom Fußboden aufzustehen und sich zu setzen, ist für sie sehr mühsam. Ich spreche hier nicht von Senioren, sondern von Menschen im mittleren Alter!

Zunächst den Lebensstil verändern

Viele Durchschnittstrainer versuchen dann, die schlechten Bewegungsmuster des Kunden zu beseitigen, indem sie ihm anspruchsvolle Übungen abverlangen, die ihn völlig überfordern. Stattdessen braucht der Kunde zunächst Hilfe, seinen Lebensstil und die damit verbundenen Bewegungsabläufe zu ändern! Dazu ein Beispiel: Ich war vor Kurzem in einem firmeneigenen Fitnessstudio, in dem ein junger Trainer ein Zirkeltraining leitete. Seine Kundinnen waren Frauen mittleren Alters, die man als fast fettleibig bezeichnen konnte. Sie hatten diverse Knieprobleme und pronierte Fußgewölbe. Der Trainer verlangte von ihnen Kastensprünge – das tat schon beim Hinsehen weh! Bei diesem Training war nicht die Frage, ob sich seine Kundinnen Fuß- oder Knöchelverletzungen zuziehen würden, sondern wann.

Bewegung beeinflusst die Intelligenz

Durch Bewegungsmangel hat das Nervensystem vieler Menschen mit der Zeit verlernt, selbst scheinbar einfache Aufgaben wie das Aufstehen vom Fußboden auszuführen. Das menschliche Gehirn und das Nervensystem verlagern alle Fähigkeiten, Aufgaben oder Bewegungsmuster, die nicht benötigt werden, in den Hintergrund. Überschüssiges Körpergewicht und Muskelschwäche verschärfen das Problem noch. Was also sollte ein Trainer tun? Beim Crawling bringen wir Erwachsenen bei, sich auf natürliche Weise zu bewegen, indem wir sie die angeborenen Bewegungsmuster eines Babys nachahmen lassen. Doch Vorsicht: Crawling ersetzt kein richtiges Krafttraining! Mein Trainingsprogramm sieht daher wie folgt aus: 1.Die gesunde Körperhaltung mit grundlegenden menschlichen Bewegungsmustern wiederherstellen. 2. Korrigierendes Krafttraining einbauen.

Instinktive Bewegungsmuster

Ein Wort zu den sogenannten tierähnlichen Bewegungen: Der Mensch kann natürlich bestimmte Bewegungen der Tiere nachahmen – aber das ist völlig unnötig. Denn in der Realität bewegen wir uns ja nicht wie ein Tier, sondern wie ein Mensch. Ich empfinde den aktuellen Trend zu hochentwickelten, komplexen Bewegungsmustern als falsch. Denn je komplexer ein Bewegungsmuster ist, desto weniger kann es ins wahre Leben übertragen werden. Der wahre Vorteil des Crawling-Musters liegt in der Über-Kreuz-Bewegung. Es ist die erste Form der Fortbewegung, die wir als Baby auf den Knien oder den Füßen erlernen und instinktiv tun. Dieses Muster bietet den größten Nutzen.

Keep it simple!

Es ist wichtig, die Bewegungsmuster nicht albern wirken zu lassen oder sie in irgendeiner Form zu verkomplizieren. Auch wenn es vielleicht auf YouTube cool aussieht, muss es noch lange nicht praktikabel sein. Von einfachen, praktikablen Bewegungsmustern profitieren deine Kunden wesentlich mehr.

Steve Maxwell

Der weltweit bekannte 64-jährige Fitnesscoach war der erste Kettlebell-Gruppencoach der USA, Jiu-Jitsu-Weltmeister und ausgezeichneter Ringer. Der Wahlnomade reist durch die Welt, um sein Wissen als Coach, Kettlebell- und Mobility-Trainer weiterzugeben, u.a. an Brad Pitt und den jungen Tim Ferriss.

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