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Wie du Yoga für Kinder richtig umsetzt

Wie du Yoga für Kinder richtig umsetzt

Konzentration stärken & Körpergefühl verbessern

Ruhige Stimmen, schöne Worte und fernöstliches Feeling – und das soll etwas für Kinder sein? Ja! Yoga mit Kindern fördert die Konzentration, schult die Haltung und stärkt den Körper. Wie Trainer das richtig umsetzen können und was beachtet werden sollte.

Namaste – ich grüße das Licht in dir“, wendet sich Yogalehrerin Vasanti Niemz (59) mit ruhiger Stimme an die Runde. Sechs Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren sitzen gemeinsam mit der Kursleiterin im Kreis auf Matten um eine leuchtende Kerze herum, einige im Schneidersitz, einige im Yogagrundsitz, die Handflächen zusammengeführt, an die Brust gelegt und den Kopf leicht nach vorn gebeugt. Sie schließen kurz die Augen und versuchen, sich das brennende Kerzenlicht als Licht im Herzen vorzustellen. Das Ziel: die Aufmerksamkeit bündeln, sich sammeln, bereit sein für das, was kommt.

Die kleine Gruppe trifft sich einmal pro Woche zum gemeinsamen Kinderyoga in der Mönchhofschule in Heidelberg. Sie wollen dabei Spaß haben, vom Schulalltag loslassen und entspannen. Einige wollen lernen, ruhiger zu werden und sich besser konzentrieren zu können.

Im Unterschied zum Erwachsenenyoga üben Kinder in kürzeren Intervallen; sie verweilen wesentlich kürzer in den verschiedenen Übungen als Erwachsene. Auch das Zur-Ruhe-Kommen, das meditative Atmen, dauert bei Kindern nur wenige Minuten. Während Kinder im Hier und Jetzt wahrnehmen, denken und handeln, sind Erwachsene oft von Gedanken und geistigem Ballast getrieben. Dadurch brauchen Erwachsene länger, um sich auf sich selbst zu konzentrieren und einlassen zu können.

 

Wichtig ist ein spielerischer Ansatz

Wer mit Kindern trainiert, muss den Kurs spielerisch gestalten, insbesondere mit den ganz Kleinen im Alter von drei bis sieben Jahren. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt: Bäume, Tiere, Heldenfiguren und Gebäude lassen sich ebenso gut in Yogaübungen darstellen wie etwa eine Kerze, das Christkind oder ein Adventskranz – die Yogaübungen können damit leicht veranschaulicht werden. Wer dann noch eine Geschichte, z.B. eine Reise um die Welt oder den Besuch aller Tiere und Kontinente, in die Yogastunde einbettet, hat die Herzen der Kinder gewonnen. Ebenso bietet es sich an, bei Atemübungen Stofftiere einzusetzen: Wer ein Stofftier auf den Bauch legt, kann die Ein- und Ausatmung bewusst spüren.

Unterrichtet werden kann Kinderyoga sowohl im Fitnessstudio als auch in klassischen Yogaeinrichtungen und in der Schule: „Wir gehen derzeit von rund 2.800 Kinderyoga-Lehrenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus“, informiert Thomas Bannenberg, Kinderyoga-Experte aus Heidelberg, der als Pionier des Kinderyoga gilt. „Knapp ein Drittel hat einen Abschluss für Erwachsenenyoga und eine Zusatzqualifikation im Kinderyoga gemacht, weitere 30 Prozent haben einen therapeutischen Hintergrund: Ergo-/Physiotherapeut und Co. Weitere 30 Prozent sind Pädagogen, wie Erzieher und Lehrer, und circa 10 Prozent sind interessierte Yogamamas, -omas und -väter.“

Das heißt: In Kindergärten und Schulen führen Erzieher und Lehrer mit einer Zusatzqualifikation im Kinderyoga mit den Kindern Yogastunden durch. Es gibt aber auch externe Kinderyoga-Lehrende, die dort unterrichten können. Zudem gibt es Yogaangebote für Kinder in Physiotherapiepraxen und Gesundheitseinrichtungen, wie Krankenhäusern, pädiatrischen Zentren oder Rehakliniken. „Bereits 1987 etablierte die Onkologische Kinderabteilung der Universitätskliniken Düsseldorf Yogakurse in der klinischen Nachversorgung“, berichtet Thomas Bannenberg.

Der Trainer kann mit den Kindern eine Reise um die Welt - Foto: Dmytro Gilitukha/shutterstock.com

Der Trainer kann mit den Kindern eine Reise um die Welt machen oder eine Geschichte erzählen und so die Phantasie der Kinder anregen – Kinder werden begeistert sein – Foto: Dmytro Gilitukha/shutterstock.com

 


Was bringt Yoga?

Kinder mit gesundheitlichen Problemen, wie etwa Koordinations- und Motorikschwächen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Verhaltensproblemen, können diese durch Yoga verbessern.
Yoga beeinflusst neben Körperhaltung, Geschmeidigkeit und Muskelkraft auch die Durchblutung und die Konzentrationsfähigkeit. Der Körper wird gedehnt und zugleich gekräftigt.
Durch die Konzentration auf die eigene Atmung werden das Anspannen und Entspannen von Muskeln bewusst wahrgenommen. Mit zunehmender Übungspraxis baut der Trainierende eine innere Stabilität auf.


 

Best Practice: „YoFit“ in Dresden

Im „YoFit“, Zentrum für Yoga und Fitness, in Dresden ist Kinderyoga seit acht Jahren fester Teil des Kursplans. „Der Fokus meines Studios liegt auf den Bereichen Fitness, Yoga und Kindersport und so lag es nahe, auch Kinderyoga anzubieten“, sagt Inhaberin und Geschäftsführerin Jana Irrgang. Darüber hinaus gebe es von Kundenseite immer wieder Nachfragen nach Kinderyoga-Kursen – oft von Eltern, die selbst Yogakurse besuchten. „Kinderyoga ist eine Bereicherung des sonst sehr aktiven Kursangebots wie Turnen und Tanzen“, erzählt sie weiter.

Die Preise für die Stunden halten sich im Rahmen: „Aktuell bieten wir einen Kinderyoga-Kurs zum Preis von 69 Euro für zehn Kurseinheiten an. Maximal zehn Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren nehmen daran teil. Darüber hinaus ist Kinderyoga ein fester Bestandteil unserer ‚Active Kids Camps‘, die wir regelmäßig in den Ferien für 6- bis 10- sowie 11- bis 14-Jährige anbieten“, informiert Jana Irrgang.

 

Und wie kommen die Kids zum Yoga?

Zum Teil seien es ihre yogabegeisterten Eltern, die sie in Kontakt mit Yoga brächten. „Die Kinder wollen es dann selbst gerne mal ausprobieren“, meint Jana Irrgang. „Es gibt aber auch Eltern, die ihre Kinder aufgrund von Haltungsschwierigkeiten oder Konzentrationsschwächen zu uns zum Yoga schicken.“ Ein Kinderyoga-Kurs könne sogar über die Krankenkasse abgerechnet werden, wenn das Kind sechs Jahre alt sei und die Krankenkasse das Präventionsfeld „Entspannung“ fördere, informiert die Studioleiterin.

 

Ausbildungen zum Kinderyoga-Lehrer

„Es gibt eine überschaubare Handvoll Anbieter mit sehr unterschiedlichen Ausbildungen“, weiß Experte Thomas Bannenberg. Seit 1988 bietet er in der Kinderyoga-Akademie Aus- und Weiterbildungen im deutschsprachigen Raum an. Generell unterschieden sich die Ausbildungen für Kinderyoga stark; teilweise werde nur gemäß einer speziellen Yogatradition unterrichtet, teilweise stünden vor allem Yogaspiele im Vordergrund. Pädagogisch ausgerichtete Ausbildungen mit methodisch-didaktischem Aufbau und zusätzlichem Weiterbildungsangebot seien rar.

Thomas Bannenberg veranstaltet zudem alle zwei Jahre mit seiner Akademie sogar die „Internationale Heidelberger Kinderyoga-Konferenz“. Alle Informationen dazu werden online unter www.kinderyoga-akademie.de angeboten.

 

Namaste – so geht eine Reise zu Ende

„Namaste – eine gute Woche für dich und für dich und für dich.“ Die Kinder der Yogastunde in Heidelberg sitzen nach einer bewegten „Reise um die Welt“ und einer kurzen Entspannung im Liegen wieder im Kreis und verabschieden sich mit dem alten indischen Gruß. Sie wirken in diesem Moment ruhig und aufmerksam, konzentriert auf den Wechsel ihrer Ein- und Ausatmung. Dass Yoga Kindern gut tut und auch gut umsetzbar ist, obwohl nicht getobt und getollt wird, dürfte nun wohl jedem Trainer bewusst sein.

 

Den vollständigen Artikel findest du im Trainer-Magazin 2/16, geschrieben von
Christiane Weseloh

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