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Fitnesstrends 2018: Von Party-Workout bis Virtual Feedback

Fitnesstrends 2018: Von Party-Workout bis Virtual Feedback

Entertainment beim Training, innovatives Equipment und digitale Must-haves: Alexander Richter gibt einen Ausblick auf die neuesten Fitnesstrends in den Bereichen Equipment, Studio, Training und Digitalisierung in den USA und Europa.

Europa ist aktuell der wichtigste Fitnessmarkt weltweit mit den meisten Clubs und dem höchsten Umsatz – doch bezogen auf die Anzahl an Mitgliedern, liegt Nordamerika vorn. Sowohl in den USA als auch in Europa war ich in diesem Jahr unterwegs und habe mir Fitnessmessen und Clubs in Los Angeles und Boston, Tampa und Stockholm sowie Kitzbühel und Köln angeschaut mit der Frage: Welche Trends werden die Branche in den nächsten Jahren verändern?


Bestseller Funktionell Trainieren wie die Weltmeister


Personal Training immer gefragter

Gemeinsam trainieren ist beliebt. So geben 71,4 Prozent der deutschen Trainierenden an, dass sie viel motivierter sind, wenn sie sich mit Freunden zum Training verabreden. Gleichgesinnte kennenlernen und sich austauschen, Termine festlegen oder auch die Challenge mit anderen, das motiviert. Auch das Workout mit Personal Trainer steht hoch im Kurs: 64 Prozent der Deutschen würden gern PT-Stunden nehmen, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 82,4 Prozent, die eine individuelle Betreuung wünschen. Noch liegt der tatsächliche Anteil an Personal-Training-Stunden in deutschen Fitnessclubs deutlich unter seinem Potenzial. In den USA und Australien hingegen werden bereits heute 60 Prozent des PT-Umsatzes mit Kleingruppentraining generiert. Durch das Personal Training in der überschaubaren Gruppe werden die Kosten für den Einzelnen niedriger, zugleich erreichen die Teilnehmer ihr individuelles Trainingsziel, wenn die Gruppe sinnvoll zusammengestellt ist.

Bootcamps als Challenge

Zu den weiteren Trends gehören Bootcamptrainings (indoor und outdoor) und Fighting Fitness. Abgeleitet von Mixed Material Arts, gibt es in den USA und London sogar Käfige in Studios für die Match-Atmosphäre. Auch wenn Cages eher die Ausnahme bleiben werden – das vielfältige Ganzkörpertraining professioneller Fighter bietet spannende Trainingsansätze. Daneben bekommt das klassische Weightlifting neuen Zulauf vor allem von Frauen. Sie wissen, dass das Gewichtheben sie nicht breiter, sondern vor allem fitter macht.

Spaß und Musik stehen hoch im Kurs

Frauen an die Gewichte: Weightlifting ist wieder groß im Kommen. Foto: Fitness First

Frauen an die Gewichte: Weightlifting ist wieder groß im Kommen. Foto: Fitness First

Beliebt sind außerdem Formate, die auf Spaß und Musik setzen, wie das „Pound Rockstar Workout“: Hier werden mithilfe von Drumsticks und Bewegungen im Takt der Musik Kondition, Cardio und Pilates verbunden – begleitet von lauter Rockmusik. Und schließlich bekommt das Workout im Wasser neue Impulse: Nicht nur Aqua-Cycling, auch Yoga oder sogar Functional Training auf der im Wasser schwebenden Trainingsmatte („Float Fitness“) werden angeboten. Die Vorteile: Wassersport schont die Gelenke. Außerdem macht es Spaß und ist für jede Altersgruppe geeignet.

Studiogefühl für zu Hause

Die Technologisierung beeinflusst die Fitnessbranche bislang nicht maßgeblich: Das Tracking mit Wearables ist zwar verbreitet, wird aber vor allem zur Motivation genutzt – 76,9 Prozent der 16- bis 29-Jährigen sind mithilfe von Wearables engagierter beim Training dabei. Auf der anderen Seite lassen viele Apps Schummeleien zu, wodurch das halbherzige Training schnell zum Selbstbetrug werden kann. Noch fehlt es an Lösungen und rechtlichen Voraussetzungen, um die Daten einzelner Apps zusammenzuführen und wirklichen Mehrwert zu liefern. Für Virtual Fitness wird gerade das Potenzial von Fitness Streaming entdeckt: In New York gibt es mit „Peloton“ ein Cycling-Format, das man zu Hause live mitfahren kann, während der Kurs im Studio stattfindet – der Kurs ist ebenfalls zum zeitverzögerten „Nachfahren“ abrufbereit. Hier verkaufen Clubs ihre eigenen Räder mit integriertem TV-Gerät, um das Studiogefühl nach Hause zu transportieren.

Gruppengefühl durch digitale Technik

Partyformate erobern Deuschland, z. B. beim Indoor- cycling-Konzept „Bike & Beats“ bei Fitness First. Fotos: Fitness First, Rise Nation

Partyformate erobern Deuschland, z. B. beim Indoor-
cycling-Konzept „Bike & Beats“ bei Fitness First. Fotos: Fitness First, Rise Nation

Praktische Online-Lösungen finden sich im Bereich Kommunikation: Durch gemeinsame Chats können die Klienten mit ihrem Trainer und anderen Trainierenden im Austausch stehen, Outdoor- und Indooraktivitäten aufzeichnen und gemeinsam auswerten. Sie erhalten schneller und ortsunabhängig Feedback und durch Online-Booking-Tools bessere Möglichkeiten für ihr Terminmanagement. Eine weitere nützliche Technologie ist das Virtual Feedback: Hierbei werden die Bewegungen über eine Kamera aufgenommen und das System spricht anschließend Empfehlungen aus. Es liefert dem Trainer Informationen zu Fehlbelastungen, Fehlbewegungen und Schiefständen, anhand derer er dann therapeutisch ansetzen kann.



Wie entwickelt sich das Studio?

Klassische Full-Service-Fitnessclubs setzen vermehrt auf Herausstellungsmerkmale, denn die Konkurrenz im Mittelpreissegment ist groß. Vor allem Service und Betreuung sind der wachsenden Kundengruppe der Millennials (18- bis 37-Jährige) wichtig: Sie wollen als Person und nicht als Nummer wahrgenommen werden und eine Auswahl an vielen verschiedenen Angeboten nutzen. Sie melden sich teilweise bei mehreren Clubs an (das trifft insgesamt auf etwa ein Drittel der Europäer zu). Denn sie sind bereit, für ein besseres Trainingserlebnis auch separat zu zahlen. Andererseits wünschen sie sich individuelle Verträge und wollen nur für das Geld ausgeben, was sie tatsächlich nutzen. Es liegt an den Fitnessclubs, passende Verträge für diese Bedürfnisse zu schnüren. Eine gute Mischung aus Events, Signature Classes und passenden Trainern entspricht genau den Bedürfnissen der jüngeren Zielgruppe.

Microstudios & Fitnessanbieter

Das Microstudio „Rise Nation” hat eine beleuchtete Decke, die sich beim Training mit dem Stair Climber bewegt. Fotos: Fitness First, Rise Nation

Das Microstudio „Rise Nation” hat eine beleuchtete Decke,
die sich beim Training mit dem Stair Climber bewegt. Fotos: Fitness First, Rise Nation

Eventcharakter und Trainingsspezialisierung sind das Erfolgsrezept der Microstudios und auch von Firmenfitness. Bei Letzterem schließt sich der Arbeitgeber mit einem Anbieter zusammen, sodass der Arbeitnehmer verschiedene Studioangebote wahrnehmen kann. Bei Privatkunden sind „Pay as you go“-Lösungen gefragt: Statt Zehnerkarte wird online gebucht und gezahlt – nicht immer die kostengünstigste Variante und weniger verbindlich, was mehr Eigenmotivation zum regelmäßigen Training fordert, aber geeignet für all diejenigen, die besonders flexibel trainieren wollen. Genutzt wird das Modell gern von Microstudios, die in den USA und Australien schon länger etabliert sind und in der Regel Online-Booking anbieten. In Europa nimmt London eine Vorreiterrolle ein, aber auch in Berlin eröffnen immer mehr Microstudios. Hier wird nach dem Motto „train & entertain“ ein Signature-Format angeboten, das auf Spaß am Training und Atmosphäre abzielt.

Entertainment wird großgeschrieben

Rudern gegen echten Wasserwiderstand: Mit neuen Trainingsgeräten macht das Workout noch mehr Spaß. Foto: Fitness First

Rudern gegen echten Wasserwiderstand: Mit neuen Trainingsgeräten macht das Workout noch mehr Spaß. Foto: Fitness First

Ein Beispiel ist das „LIT“ in West Hollywood. Dieses Low-Impact-Training verbindet Rudern und Functional Training. Während ein Trainer die Übungen durchführt, ist ein weiterer Trainer für die Unterhaltung verantwortlich. Mit guten Geräten und Trainern mit Persönlichkeit funktioniert dieses Konzept auch ohne außergewöhnliches Design. Ganz anders bei „Rise Nation“, ebenfalls in West Hollywood: Dort ist die Einrichtung Teil des Trainingskonzepts. Je anstrengender das Workout auf den Stair Climbern wird, desto intensiver bewegt sich die beleuchtete Decke. Cardio, Core und Functional Training verbindet „Speedplay“ in Los Angeles. Die Sessions bestehen aus Rudern, Laufen, Resistance Bands & Co. In Deutschland gibt es solche Signature- und Partyformate vorwiegend in den Großstädten, teilweise aber auch in größeren Clubs als Shop-in-Shop-Lösungen; dazu zählt beispielsweise das Cyclingformat „Bike & Beats“ bei Fitness First.
Nicht alle Trendformate halten sich über mehrere Jahre – manchmal werden sie nach einiger Zeit eintönig. Um Erfolg zu haben, muss die Mischung aus gutem Konzept, Ambiente und passendem Trainer stimmen.

Equipment: Neues & Bewährtes

Weiterhin großer Beliebtheit erfreuen sich Cardiogeräte wie Group Cycling Bikes, gefolgt von Laufband, Crosstrainer und Rudergerät. Einen noch größeren Spaßfaktor bringt der „Waterrower“, mit dem man gegen echten Wasserwiderstand trainiert und bei dem man den Gegendruck durch die eigene Muskelkraft erhöht. Das klassische Cardiotraining bekommt Konkurrenz von immer größer werdenden Freiflächen für das Freestyle-Training. Angesichts der Popularität von funktionellem Training für das ganzheitliche und alltagsrelevante Workout bleiben sowohl Medizinball, Resistance Band und Schlingen-Trainer als auch Battle Rope und Kettlebell beliebt.

Treppentraining wird beliebter

Auch die Foam Roller werden in den nächsten Jahren fester Bestandteil des Trainingsequipments bleiben. Die Weiterentwicklung des Steppers ist der Stair Climber – oder als Alternative klassisches Treppensteigen. Auf meiner Reise durch die USA bin ich die berühmten Santa Monica Stairs gelaufen. Diese habe ich dann in einem Studio in Tampa wiedergefunden – hier waren die Treppen im Gym diesen nachgebildet. Besonders gut hat mir bei diesem Konzept gefallen, dass Challenges an diesen Treppen ins Training eingebaut wurden.

Ausblick: Aktiv im Alter

Neben den Millennials wird die Gruppe der Best Ager (im Alter ab 60 Jahre) zunehmen. Spezialisiert auf diese Altersgruppe hat sich beispielsweise das „Activeage“ in Stockholm. In diesem Fitnessstudio für Senioren liegt das Durchschnittsalter bei 72 Jahren. Angeboten wird hauptsächlich funktionales Training zur Prävention mit vielen freien Übungen auf der Fläche. Hauptaugenmerk liegt auf dem Gleichgewichtssinn und der Ganzkörperstabilität. In Deutschland wird in den nächsten zehn Jahren für die 50- bis 70-Jährigen ein Anstieg auf 24,2 Millionen (30 Prozent der Deutschen) erwartet – hier gibt es noch viel Entwicklungspotenzial in Hinsicht auf Trainingsprogramme und Konzepte gerade auf dem deutschen Fitnessmarkt.
2018 beginnt vielversprechend. Ob digitale Trainingshelfer, Personal Training oder Signature-Formate, die auf Spaß, Entertainment und Challenge setzen – die aktuellen Fitnesstrends steigern die Trainingsmotivation und tragen dazu bei, dass Europa auch 2018 der wichtigste Fitnessmarkt bleiben kann.

Quellen

  1. IHRSA Global Health Club Report, 2016
  2. Motivationsstudie von InnoFact im Auftrag von Fitness First, 2017
  3. Motivationsstudie von InnoFact im Auftrag von Fitness First, 2017
  4. IHRSA Global Health Club Report, 2016
  5. Quelle: Statistisches Bundesamt, 2015

Geschrieben von
Alexander Richter – Ausgebildeter Personal Trainer, Sporttherapeut und Sport- und Gymnastiklehrer, abgeschlossenes Studium Sportmanagement am IST-Studieninstitut. Als Head of Product & Innovation bei Fitness First Germany ist er immer auf der Suche nach innovativen Trainingsmethoden und -konzepten. www.fitnessfirst.de

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