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So verbesserst du die Koordination deiner Sportler

So verbesserst du die Koordination deiner Sportler

Koordinationstraining

Welcher Trainer schwärmt nicht von der enormen Sprungkraft und den tollen Kopfballtoren von Cristiano Ronaldo oder den schnellen, filigranen Bewegungen von Lionel Messi? Auch ein Sprungwurf im Handball, ein Korbleger im Basketball oder eben ein Übersteiger im Fußball: All diese Bewegungsmuster basieren auf ein und derselben Fähigkeit – der Koordination.

Eine gut und breit ausgebildete Bewegungskoordination hilft allen Sportlern, die Anforderungen ihrer jeweiligen Sportart zu bewältigen – doch was ist „Koordination“ eigentlich und wie kann ich diese effizient mit Nachwuchssportlern trainieren?

Einfach erklärt, beschreibt der Begriff Koordination das harmonische Zusammenwirken von Muskeln und Sinnesorganen. Sie unterteilt sich in sieben Grundeigenschaften:
– Gleichgewichtsfähigkeit – z.B. das Halten oder Wiederherstellen des Gleichgewichts nach einer Landung mit Gegnerkontakt,
– Reaktionsfähigkeit – z.B. schnelle Reaktion auf eine Handlung, wie z.B. die Finte eines Gegners,
– Rhythmisierungsfähigkeit – z.B. der richtige Anlauf zum Absprung im Hochsprung,
– Orientierungsfähigkeit – z.B. die Einnahme einer taktisch intelligenten Position auf dem Spielfeld,
– Differenzierungsfähigkeit – z.B. ein Zuspiel mit der richtigen Dosierung je nach Abstand des Partners,
– Antizipationsfähigkeit – z.B. das Vorahnen und Abfangen eines Passes,
– Kopplungsfähigkeit – z.B. der gesamte Bewegungsablauf vom Absprung bis zum Kopfball.

Die einzelnen Grundeigenschaften der Koordination stehen in enger Wechselbeziehung zueinander und bilden so die Grundlage jeder menschlichen Bewegung.

 


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Wie verläuft ein Koordinationstraining?

Im Koordinationstraining versuchen wir, durch gezielte Übungen Bewegungen zu trainieren, die unsere Sportler noch nicht erlernt oder automatisiert haben, um das Zusammenspiel von Muskeln und Sinnesorganen zu verbessern. Da sich das Nervensystem ähnlich wie die Muskulatur trainieren lässt, ist auch das Koordinationstraining ein systematischer Prozess.

Das Koordinationstraining gliedert sich in drei Phasen:

In der ersten Phase erlernen die Sportler die neuen Bewegungsaufgaben durch einfache Übungen und viele Wiederholungen. In dieser Phase sind die Bewegungsabläufe meist noch sehr unrund und werden mithilfe von Ausgleichs- und Nebenbewegungen ausgeführt.

Als Trainer müssen wir beachten, dass das Training neuer Bewegungsabläufe sowohl für den Kopf als auch für den Körper ermüdend sein kann, daher dürfen diese Einheiten nicht zu lang sein. Im Laufe des Trainingsprozesses werden die motorischen Programme der Bewegungsabläufe im Kortex abgespeichert und die intra- und intermuskuläre Koordination verbessert sich. Die Bewegungen fallen den Sportlern in dieser zweiten Phase bereits leichter.

Ziele des Koordinationstrainings sind

In der dritten und letzten Phase des Bewegungslernens automatisieren die Sportler die Bewegungsabläufe und können diese auch unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen und/oder erschwerten Bedingungen abrufen.

Saubere Technik ist wichtig

Aus diesem Phasenverlauf im Koordinationstraining ergibt sich für den Trainer, dass die Bewegungsaufgaben zum einen häufig wiederholt werden und den Sportlern zum anderen ausreichend Möglichkeiten geschaffen werden müssen, vielfältige Bewegungsaufgaben zu bewältigen. Beim Einstudieren neuer Bewegungsabläufe muss viel Wert auf eine saubere Bewegungstechnik gelegt werden, um den optimalen Bewegungsablauf zu automatisieren. Bei einer notwendigen Korrektur falscher Bewegungsmuster muss den Sportlern Zeit für eine Neuprogrammierung eingeräumt werden. Auch müssen Trainer damit rechnen, dass eine Änderung des motorischen Programms kurzfristig zu Leistungseinbußen führen kann.

Wer profitiert von einem Koordinationstraining?

Bedingt durch ein sich noch entwickelndes Nervensystem, ist das motorische Lernen besonders im „goldenen Lernalter“, der Altersspanne zwischen 10 und 13 Jahren, sehr ausgeprägt. Das bedeutet für den Trainer, dass er in dieser Entwicklungsphase einen Schwerpunkt auf die breit angelegte koordinative Ausbildung legen kann. Gut ausgeprägte koordinative Fähigkeiten gehen im Verlauf einer Entwicklung nicht verloren und bilden auch in der späteren sportlichen Laufbahn eine gute Basis, um weitere, zunehmend sportartspezifische Techniken zu erlernen.

nicht überfordern

Wir versuchen daher, unsere Nachwuchssportler immer wieder vor neue Bewegungsherausforderungen zu stellen und auch abseits der Sportspezifik – in unserem Fall ist das das Sportspiel Fußball – Bewegungserfahrungen sammeln zu lassen, um so die verschiedenen Grundeigenschaften sowohl isoliert als auch in Kombination zu erlernen, zu festigen und stetig weiterzuentwickeln. Auch wenn sich die koordinativen Fähigkeiten ca. ab dem 30. Lebensjahr nachweislich zurückentwickeln, ist das motorische Lernen bis ins hohe Alter möglich und sollte daher immer fester Bestandteil im Trainingsprozess bleiben.

Wann sollte die Koordination trainiert werden?

Beim Erlernen neuer Bewegungsmuster empfiehlt sich darauf zu achten, dass die Sportler in einem nicht ermüdeten Zustand und bei voller Konzentration sind. Sobald die Konzentration sinkt und die Sportler Ermüdungserscheinungen zeigen, brechen wir die Übungen ab. In der zweiten und dritten Phase, also dem Stabilisieren und dem Automatisieren, lassen wir die Sportler allerdings z.T. gezielt im ermüdeten Zustand koordinative Elemente ausführen, denn auch in einem Wettkampf können noch zum Ende hin hohe koordinative Anforderungen auf die Sportler zukommen, die sie selbst dann noch möglichst gut bewältigen müssen.

 


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Dieser Artikel stammt aus dem Trainer-Magazin 5/16, geschrieben von
Jesper Schwarz | (27) ist Sportwissenschaftler und DFB-A-Lizenz-Inhaber. Seit 2013 arbeitet er als Reha- und Athletiktrainer im Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Braunschweig.  Mehr zum Autor: www.soccathletix.de

 


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