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Technologisierung bewegt den Spitzensport

Technologisierung bewegt den Spitzensport

4. Athletik-Konferenz

Athletik- und Rehabilitationstrainer aus dem Spitzensport trafen sich vom 1.-3.9.in Hennef, um sich über aktuelle Entwicklungen in Training und Therapie auszutauschen. Dabei wurde schnell deutlich: Der gläserne Athlet ist längst Realität.

Weltklassetrainer Henk Kraaijenhof brachte es auf den Punkt: „Trainiere so viel wie nötig, nicht so viel wie möglich“. Die stetig wachsenden Anforderungen im modernen Profisport lassen auch die Verletzungsgefahr dramatisch ansteigen und eine wirksame Prävention verlangt richtige Trainingsentscheidungen. Neue Technologien helfen dabei, valide Informationen zu sammeln, mit deren Hilfe eine gezielte Steuerung der Belastungen realisiert werden kann. Dies demonstrierten auch die Aussteller mit zahlreichen technologiebasierten Mess- und Trainingsmethoden, deren Zielsetzung eine intelligente und individualisierte Trainingssteuerung ist. Nur zu gut passte da ein weiterer Leitsatz des Holländers Kraaijenhof ins Bild: Dein Sportler und seine Leistung sind wichtiger als dein Programm.

Belastungsmonitoring immer wichtiger

Im Vorkonferenz-Workshop des Australiers Tim Gabbett wurde – durchaus provokativ – die Bedeutung von chronisch hohen Trainingsbelastungen zur Verletzungsprävention thematisiert. Gabbett, bekannt durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, konnte in praxisnahen Anwendungsbeispielen verdeutlichen, wie man Belastungsspitzen vermeidet und Sportspieler auf „Worst-Case-Szenarios“ vorbereitet. Der Australier konnte zeigen, wie das Prinzip der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung auf Basis eines regelmäßigen Monitorings eine völlig neue Bedeutung erfahren hat.

Dies wurde dann auch im Vortrag von Johannes Egelseer bestätigt, der im Detail über die Vorbereitung der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft auf die Heim-WM berichtete und die besonderen Herausforderungen in den Trainings- und Regenerationsprozessen herausarbeitete. Von Herausforderungen wusste auch sein Kollege Kai Bracht, Trainer für die Nationalmannschaft Nordische Kombination im DSV, in seinem Beitrag über das Krafttraining der Nordischen Kombinierer zu berichten. Seine Lösungsansätze der trainingsmethodischen Schwierigkeit einer Sportart, die zwischen zwei Extremen liegt, eröffneten auch für Trainer anderer Sportarten neue Perspektiven, schließlich sind die Deutschen seit Jahren bei dieser Disziplin in der Weltspitze und Bracht verdeutlichte wie wichtig eine systematische Trainingsplanung im langfristigen Leistungsaufbau ist.

Der Gläserne Spieler in der Fußball-Bundesliga

Auch die Fußball-Bundesliga-Vereine überwachen ihre Spieler mit neuen Technologien. Eine auf der ATK veröffentlichte Studie zeigte die aktuell am meisten verwendeten Technologien. In der zugehörigen Podiumsdiskussion wurden mit Studienleiterin Fee Beyer und teilnehmenden Athletiktrainern moderne Ansätze in der Spielerbetreuung diskutiert.

Am Ende wurde klar: auch die beste Technologie ist ohne ein durchdachtes Trainingskonzept wertlos. Dies konnte auch der deutsche Rekordhalter im 100-Meter-Lauf Julian Reus bestätigen, der sich zum Stelldichein auf die ATK begab, um neben Sponsoren-Terminen neue Trainingsgeräte zu testen. Der sympathische Erfurter brachte im Interview noch einmal zum Ausdruck, wie wichtig es für den Athleten ist auf modernes Know-How zurückgreifen zu können, um auch in Zukunft persönliche Bestleistungen verletzungsfrei realisieren zu können.

Wirksamkeit von Rehabilitationsstrategien im Fokus

Der zunehmend fließende Übergang von Therapie und Training wurde dieses Jahr auch auf der ATK verstärkt thematisiert. Gernot Schweizer, Konditions- und Rehatrainer der Skiprofis, konnte in diesem Zusammenhang mit seiner unnachahmlichen Art seine Workshop- Teilnehmer zur aktiven Mitarbeit begeistern und zeigte in der Praxis sein Können in Bezug auf eine systematische Rehabilitation mit Wiedereingliederung in das leistungssportliche Training.

RB Leipzig hatte in der letzten Saison mit der geringsten Verletzungsbilanz aller Vereine in dieser Hinsicht zwar wenig zu beklagen, dennoch ließen sich die Bullen mit dem Vortrag ihres Rehatrainers Frank Rossner im Umgang mit Hamstring-Verletzungen ein wenig in die Karten blicken. Dies wird auch Kollege Volker Sutor mit Interesse verfolgt haben. Der renommierte Fachbuchautor und Physiotherapeut setzte in seinem Vortrag mit seinen Analysen zum pauschalen Vorgehen bei Kreuzbandverletzungen Akzente und zeigte wie Höchstleistungen auch ohne Kreuzband möglich werden.

Ausblick

Technologie und Sport waren noch nie zu trennen. Technischer Fortschritt dringt immer schneller in die Sportarten ein. Auch im Sport hat die vierte industrielle Revolution bereits begonnen und sie läßt uns die Grenzen zwischen der physischen, der digitalen und der biologischen Welt immer stärker durchbrechen. Sie kann jedoch nicht den persönlichen Kontakt, pädagogische Fähigkeiten und Erfahrung ersetzen.

Umso wichtiger war der Erfahrungsaustausch, der einen Einblick in die Expertise von Kollegen ermöglichte und schlußendlich eine Vielzahl gemeinsamer Nenner zutage förderte: Die Wichtigkeit des Wissenstransfers und die Konfrontation mit neuen Trainingsansätzen und -methoden. Am Schluß waren sich alle teilnehmenden Fachleute einig: Die Athletik-Konferenz hat sich als sportartübergreifende Kontaktplattform im Leistungssport etabliert und wird auch 2018 wieder für Orientierung sorgen.

 


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