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Training an der Ballettstange

Training an der Ballettstange

London, New York, Los Angeles: In den Metropolen boomen Barre-Konzepte. Auch in Deutschland bieten immer mehr spezialisierte Studios das Training an der Stange an.

Wer möchte nicht so grazil und anmutig wie eine Ballerina durch den Alltag schreiten? Erreicht werden soll dieses Ziel mit einem Workout an der Ballettstange. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Barre-Konzepte; die meisten verbinden das klassische Balletttraining an der Stange mit Pilates. Andere bauen zusätzlich Yoga, Tanz oder ein Intervalltraining mit ein, um die Figur zu formen. Die Ansätze unterscheiden sich auch in Bezug auf den Einsatz von Hilfsmitteln wie Kurzhanteln, Pilatesbälle, Tubes und Gymnastikmatten.
Das Wort „barre“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt einfach Stange. Gemeint ist die Ballettstange. Grundsätzlich stammt der Großteil der Übungen bei allen Konzepten aus dem klassischen Balletttraining. Durch eine Kombination von isometrischem Krafttraining, Konditions- und Intervalltraining aus dem Tanz, Übungen zur Haltung und Streckung des Körpers sowie Pilates sollen die Muskeln schnell trainiert und gestreckt werden.

Stangentraining ist nicht neu

Die Idee ist allerdings nicht neu. Ihren Ursprung haben sie in der Übungsmethode der Tänzerin Lotte Berk. Sie hatte schon in den späten 1940er-Jahren Ballettübungen an der Stange mit Haltungsübungen und Physiotherapie kombiniert. Nach einem Autounfall entwickelte sie ihr eigenes Trainingsprogramm, um ihrem Rollstuhl zu entkommen. Da sie nicht mehr als Tänzerin arbeiten konnte, eröffnete sie ein eigenes Studio und unterrichtete dort nach ihrer Methode. Etliche Konzepte lehnen sich an diese Methode an und binden vor allem Pilatesübungen mit ein.

Barre Workout - Workout an der Ballettstange

Im Physique 57 in New York wird das Training an der Ballettstange mit einem Pilates Mattentraining kombiniert. Foto: Sunyard Pilates Club

Hartes Training

Das Training sieht leicht und grazil aus, ist tatsächlich aber sehr anstrengend und schweißtreibend – und das auch ohne ein spezielles Cardiotraining. Grundsätzlich steht man den Großteil der Stunde (ca. 80 Prozent) an der Ballettstange, und zwar auf Zehenspitzen und mit gebeugten Knien. Trainiert wird barfuß oder in rutschfesten Socken. Nach den Übungen zittern die Muskeln förmlich. In der Regel wird das Training mit einem Pilates-Mattentraining kombiniert und zum Abschluss erfolgt ein Stretching an der Stange.
In Deutschland bietet der „Sunyard Pilates Club“ in München ein Barre Workout nach diesem Trainingsaufbau an. „Bei dem SYPC Barre Workout wird typischerweise rund 75 bis 80 Prozent einer Stunde direkt an der Ballettstange gearbeitet“, sagt der Geschäftsführer Roy Dowery. „Komplizierte Choreografien gibt es nicht.“ Zielgruppe dieses Trainings seien vor allem Frauen zwischen 25 und 45 Jahren. Das in Deutschland von Sabine Albrecht angebotene „barre concept“ weicht von dieser Trainingsmethode etwas ab: Sie bindet Kurzhanteltraining zur Kräftigung der Arme mit ein. Bei diesem Konzept nimmt das Training auf der Matte einen größeren Teil des Kurses in Anspruch. Neben Pilatesübungen fließen hier auch Yogaelemente ein. Auch international sind die Konzepte alles andere als einheitlich.

Kombination aus Training an der Ballettstange und Pilates Mattentraining

Im Physique 57 in New York wird das Training an der Ballettstange mit einem Pilates Mattentraining kombiniert. Foto: Sunyard Pilates Club

Internationale Konzepte

In L.A. verbindet Andrea Speir in ihrem Studio „Speir Pilates“ Ballett Barre mit Pilates Reformer. Ihre Kurse haben einen ganz eigenen Stil mit einem Hauch des guten alten Aerobics. Auch in New York kombinieren immer mehr Boutique-Fitness-Studios Pilates mit dem Balletttraining an der Stange, so wie „bootybarre“ und „Physique 57“. Diese Studios vermarkten nicht nur ihre Kurse gekonnt über Instagram und Facebook, sie vertreiben auch eigene Pilatesbälle, Ballettstangen, Socken und Outfits.
Konzepte wie „bootybarre“ integrieren wie auch „barre concept“ in Deutschland neben Pilates auch Yoga, Tanz- und Cardiotraining. Neben Kurzhanteln kommen hier Tubes zum Einsatz, die an der Ballettstange fixiert und zur Kräftigung der Arm- und Schultermuskulatur eingesetzt werden. Auch „barre3“ bindet Yogaübungen ein. Bei diesem Konzept sind besonders die Beinhaltungsübungen an die Methode von Lotte Berk angelehnt. Entwickelt wurde das Trainingskonzept von Sadie Lincoln.
„Physique 57“ in New York integriert neben Pilates das Training mit Kurzhanteln und Pilatesbällen. Aus Los Angeles kommt „Pop Physique“. Es entstand eigentlich als eine Art Kunstprojekt und diente zuerst gar nicht als Geschäftsmodell. Das Unternehmen wurde von Jennifer Williams, einer ehemaligen Berufsballetttänzerin und Pilateslehrerin, gemeinsam mit ihrem Mann Deric entwickelt. Auch hier werden zusätzlich zum Pilates- und Balletttraining nur Kleinhanteln und Pilatesbälle eingesetzt. Das aus Florida stammende Konzept „Xtend Barre“ verbindet Ballett, Tanz und Pilates und hat jetzt eine Dependance in Düsseldorf. „Xtend Barre“ lässt auch Fitnesstraining einfließen und nutzt dafür auch spezielle Seile, die an der Ballettstange montiert werden. Das Training besteht aus einem Warm-up, einem gezielten Training für den Oberkörper und die Arme, gefolgt von einem Cardiotraining an der Ballettstange und dem tatsächlichen Barre Training. Zum Schluss folgen Übungen für den Bauch und die Rumpfmuskulatur.

Balletttraining in Boxhandschuhen

Etwas skurril mutet es an, wenn Teilnehmer zuerst ein anmutiges Training an der Ballettstange absolvieren und dann zu schneller Musik plötzlich anfangen zu boxen. „Piloxing Barre“ nennt sich dieser ganz neue Ansatz. Piloxing kennen einige vielleicht schon – es ist eine Kombination aus Pilates und Boxen, ein schweißtreibendes Intervalltraining mit schnellen Bewegungen zu schnellen Beats. Beim „Piloxing Barre“ wird dieses Training zusätzlich mit dem Balletttraining an der Stange kombiniert. Elemente aus dem klassischen Ballett werden mit Standing Pilates, Boxbewegungen und Cardiosequenzen verbunden. Eingebaute Tanzeinlagen ergänzen die Kombination aus Balletttraining, Pilates und Boxen. Hits aus den Charts sorgen für Stimmung und motivieren zum Durchhalten.

Piloxing Barre

Beim „Piloxing Barre“ werden Elemente aus dem klassischen ­Ballett mit Standing Pilates und Boxbewegungen verbunden. Foto: Sunyard Pilates Club

Pilates- und Boutique-Fitness-Studios profitieren

Welches Konzept man auch immer wählt: Es sind besonders Boutique Studios und Pilatesateliers, die von dem Boom der Barre-Konzepte profitieren. In den großen Metropolen nehmen neue kleine Studios mit ausgefallenem persönlichem Ambiente, teils mit DJs oder Nachtclubatmosphäre, Barre in ihr Angebot auf. In einem ehemaligen viktorianischen Straßenbahndepot in Clapton hat vor Kurzem das Studio „Blok London“ seine Türen geöffnet. Das Ganze sieht eher aus wie eine moderne Kunstgalerie. Das Café mit seinem langen Tisch wirkt wie ein großes privates Esszimmer. In diesem exklusiven Ambiente werden Pilates und Barre Workout angeboten. Im „Lomax“ in London ist eigentlich HIIT angesagt. Aber auch hier steht jetzt Barre Workout auf dem Programm. Im „Frame“ in London bieten die Gründer Pip Black and Joan Murphy zusätzlich zu Pilates und Barre witzige Retrokurse zu Musik aus den 1980er-Jahren an. Sie wollten einen Nachtclub, in dem DJs auflegen und getanzt wird. Besonders in diesen speziellen Nischen finden Barre-Klassen enormen Anklang.

Diesen Artikel findest du im Trainer-Magazin 7/17, geschrieben von Rita Hoogestraat.

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