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Franchisefallen

Wie findet man den richtigen Anbieter?

Es ist ein Irrglaube, dass das unternehmerische Risiko bei der Gründung eines eigenen Unternehmens viel höher sei als das bei der Gründung eines Franchiseunternehmens. Realistisch betrachtet, ist das Risiko fast gleich, denn es gibt auch schwarze Schafe bei den Franchiseanbietern. Wichtig sind eine sorgfältige Auswahl des Franchisegebers und eine genaue Überprüfung des Vertrags.

Laut einer Statistik des Deutschen Franchiseverbandes e.V. wächst die Franchisebranche im Bereich Fitness auch im Jahr 2019 weiter. Für Trainer kann es von Vorteil sein, sich eine Existenz mithilfe eines Franchisegebers aufzubauen; sie können ein bereits erprobtes Geschäftskonzept übernehmen. Das ist in der Regel sicherer, als sich mit einem eigenen Konzept selbstständig zu machen. Allerdings ist es nur dann sicherer, wenn man den richtigen Partner aussucht, denn im Markt tummeln sich auch schwarze Schafe mit schlechten Franchisebedingungen, die es zu erkennen gilt.

Die Schattenseiten

Als Franchisenehmer bekommt man professionelle Unterstützung, was das unternehmerische Risiko reduziert. Es gibt ein Marketingkonzept sowie festgelegte Standards und Abläufe. All das muss man sich nicht mehr selbst erarbeiten, wenn man sich als Franchisenehmer selbstständig macht; der Start des eigenen Unternehmens geht entsprechend schnell. Das Franchisemodell ist erprobt und meist ist die Marke bereits überregional bekannt. Je bekannter die Marke und je besser ihr Image, desto leichter lassen sich neue Kunden gewinnen. Die Marke kann aber auch schnell zum Bumerang werden. Wenn auch nur ein einziger anderer Franchisenehmer Mist baut, dann hat man selbst auch den Imageschaden. Der Vorteil, dass es bereits fertige Standards und Arbeitsabläufe gibt, erleichtert zu Beginn zwar den Einstieg in die Selbstständigkeit, allerdings sind alle vertraglich geregelten Bedingungen strikt einzuhalten. Der selbstständige Franchisenehmer trägt das volle Risiko, hat aber kaum Handlungsspielraum, etwas am Geschäftsmodell zu ändern, wenn das Geschäft schlecht läuft. So können zum Beispiel manche Betreiber die Preise für Mitgliedschaften nicht selbstständig festlegen. Auch können sich starke Interessenkonflikte zwischen den Partnern entwickeln. Den Aspekt der Scheinselbstständigkeit sollte jeder Franchisenehmer vor einer Vertragsunterzeichnung gut prüfen. Manche Trainer sind als Franchisenehmer nicht wirklich selbstständig, sondern arbeiten wie Angestellte und sind weisungsgebunden. Wer z. B. auch seinen Urlaub mit der Zentrale absprechen muss, ist definitiv nicht selbstständig, sodass die Rentenversicherung Rentenversicherungsbeiträge erheben wird.

Verträge prüfen lassen

Franchisenehmer sollten sichergehen, dass der Franchisevertrag keine Stolperfallen enthält. Das Franchiserecht ist gesetzlich nicht extra geregelt – dem Franchisevertrag kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Für den Fall einer andauernden Arbeitsunfähigkeit sollte ein Sonderkündigungsrecht im Vertrag vereinbart werden, damit im Notfall die Franchisegebühren nicht weitergezahlt werden müssen. Auch die Frage, was passiert, wenn die Laufzeit des Vertrages nach zum Beispiel zehn Jahren endet, ist zu klären. Kann man das Unternehmen dann außerhalb des Franchisesystems weiterhin betreiben? Darf man das Unternehmen dann verkaufen? Man sollte darauf achten, dass der Franchisevertrag dazu Regelungen enthält. Die Verträge sind kurzfristig meist schwer zu kündigen, deshalb sollte man sich von einem fachlich versierten Anwalt beraten lassen, der den Vertrag auf Herz und Nieren prüft und erklärt, was genau in dem Vertrag steht und was die Klauseln im Einzelnen für euch bedeuten können.

Unrealistische Umsatzzahlen

Franchisegeber unterstützen ihre Franchisenehmer auch mit Umsatzzahlen und einem Businessplan, die dabei helfen, Kredite zu bekommen. Dabei solltet ihr darauf achten, ob die im Businessplan angegebenen Investitions- und Umsatzzahlen tatsächlich realistisch sind. Die Investition zahlt ein Trainer als Franchisenehmer selbst, zusätzlich zahlt er für die Nutzung des Geschäftskonzepts eine monatliche Gebühr. In der Regel legt der Franchisegeber dem Franchisenehmer als Kalkulationsgrundlage seine Finanzierungs-, Liquiditäts- und Rentabilitätsplanung vor. Diese Unterlagen dienen zum Nachweis der Förderungswürdigkeit des Konzepts als Vorlage bei der Bank. Manche Firmen wollen allerdings nur Kasse machen; sie geben unrealistische Zahlen an. Für Laien ist es schwer zu erkennen, wer mit unseriösen Zahlen arbeitet. Deshalb solltet ihr unbedingt eine professionelle Beratung durch einen Steuerberater in Anspruch nehmen. Zudem ist es sinnvoll, andere Franchisenehmer direkt zu besuchen und nachzufragen, wie die Zusammenarbeit funktioniert, ob die Umsatzzahlen tatsächlich realistisch sind und welche Erfahrungen sie insgesamt gemacht haben. Wer auf den Franchisegeber schlecht zu sprechen ist, plaudert gern mal aus dem Nähkästchen. So könnt ihr wertvolle Informationen gewinnen, die euch vor dem Scheitern bewahren. Der Franchisegeber haftet dafür, wenn er euch falsche oder irreführende Informationen gegeben hat. Insoweit ist er an seine vorvertraglichen Informationen gebunden. Achtet also darauf, dass ihr die wichtigen Informationen in schriftlicher Form habt.

Vergleichsgrößen recherchieren

Die unterschiedlichen Franchisesysteme sind schwer miteinander zu vergleichen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, können Vergleichsgrößen wie das notwendige Eigenkapital, die Höhe der Einstiegsgebühr, die Höhe der monatlichen Franchisegebühr, die Höhe der monatlichen Werbegebühr, die Anzahl der bestehenden Verträge mit Franchisenehmern und die Anzahl der bereits existierenden Standorte herangezogen werden. Dabei könnt ihr mittels dieser Kriterien schon erkennen, welches Franchisesystem zu euren ganz persönlichen finanziellen Voraussetzungen und euren Anforderungen am besten passt. Am wichtigsten sind die finanziellen Voraussetzungen. Nur wenn langfristig die Finanzierung gesichert ist, kann eine Gründung erfolgreich sein. Dabei spielt die Höhe der Gesamtinvestition genauso eine Rolle wie das vorhandene Eigenkapital. Franchisegeber geben in der Regel nur an, ab welcher Eigenkapitalhöhe der Einstieg möglich ist. Diese Beträge sind Mindestanforderungen. Eigenkapital ist natürlich die ideale Voraussetzung, um finanziell relativ abgesichert in die Selbstständigkeit zu starten. Die geforderten Summen sind teilweise jedoch sehr hoch. Entsprechend werden zur Finanzierung klassische Bankkredite notwendig sein. Private Darlehen von der Familie oder Freunden und Bürgschaften sind eine weitere Option und reduzieren die Zinsbelastung. Zur Vermeidung einer Überschuldung ist es ratsam, dass das Verhältnis von Eigenund Fremdkapital möglichst bei 50 Prozent liegt. Denn zu der Investitionssumme kommen zusätzlich monatliche Franchisegebühren und die monatlichen Werbegebühren (meist 2 bis 7,5 Prozent des Umsatzes) dazu. Diese Kosten sowie die Tilgungsraten und die Zinszahlungen für einen Kredit müssen monatlich erst einmal erwirtschaftet werden. Wird hier zu eng kalkuliert, bleibt ihr als Franchisenehmer schnell auf einem Schuldenberg sitzen.

Standortwahl

Auch der Standort hat Auswirkungen auf den Erfolg. Neue Standorte sind vor allem dann von Vorteil, wenn möglichst viele Menschen mit einer höheren Wirtschaftskraft dort leben. Die meisten Anbieter helfen ihren Partnern bei der Standortwahl. Dabei solltet ihr nicht vergessen, dass gute Standorte auch Einfluss auf die Höhe der Einstiegsgebühr haben können. Manche Franchisegeber haben schon bestimmte Standorte im Auge, für die sie gezielt Franchisenehmer suchen. Informiert euch also zuerst bei den Anbietern, welche Standorte zur Verfügung stehen. Letztlich muss man als Trainer und zukünftiger Unternehmer mitentscheiden und prüfen, ob ein Standort tatsächlich so gut gewählt ist, dass dort die gewünschten Umsatzzahlen auch erreicht werden können. Das hängt natürlich auch von der lokalen Konkurrenzsituation ab. Es muss geklärt werden, ob bereits Filialen des Franchisegebers existieren oder weitere in Planung sind. Manche Franchisegeber bieten keinen Gebietsschutz – so kann es passieren, dass ein Trainer plötzlich in der Nachbarschaft Konkurrenz vom eigenen Franchisegeber bekommt. Deshalb solltet ihr im Vertrag immer darauf achten, dass euch ein Gebietsschutz zugesichert wird.

Anzahl der Filialen

Gibt es bereits sehr viele Franchisenehmer und Filialen, ist das ein Zeichen dafür, dass das Franchisesystem gut funktioniert und am Markt etabliert ist. Allerdings ist es möglich, dass durch das flächendeckende Angebot eine Marke zwar sehr bekannt ist, aber der Markt sich langsam dem Punkt der Sättigung nähert. Neue Franchisegeber haben weniger Standorte, es besteht weniger Konkurrenz. Allerdings ist das System auch noch nicht so erprobt. Hier gilt es abzuwägen und zu entscheiden, was am besten zu euren eigenen Wünschen und Vorstellungen passt. Das Franchisesystem sollte auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen regionalen Anbietern haben.

Keine Infos von Franchiseportalen nutzen

Für Gründer muss klar sein, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt oder nicht. Internetportale wie das der FranchisePORTAL GmbH des Unternehmensberaters Ulrich Kessler sind dabei nicht hilfreich. Hier dürfen sich anscheinend die Franchisegeber selbst in höchsten Tönen loben. Der „Spiegel“ berichtete bereits im Jahr 2012, dass diese Erfolgsstorys und Interviews bezahlt würden. Auch auf dem Portal www.franchisedirekt.com findet man Anbieter, aber keine Hinweise auf deren Seriosität. Fehlanzeige auch bei Websites, die Top-Ten-Listen für Franchisesysteme aufstellen, wie z. B. www.fuer-gruender.de. Warum bestimmte Firmen in einer bestimmten Reihenfolge auf diesen Listen erscheinen, ist nicht transparent und nicht nachprüfbar. Es gibt eine Vielzahl solcher Portale – hilfreiche Informationen liefern sie nicht. Vertrauenswürdig sind am ehesten Firmen, die beim Deutschen Franchiseverband als Vollmitglied gelistet sind und einem Systemcheck unterzogen wurden. Bei dem Verband werden allerdings auch Anwärter auf eine Mitgliedschaft geführt; die sich dem Systemcheck des Verbandes noch nicht gestellt haben. Demnach ist also auch hier Vorsicht angeraten, besonders im Hinblick darauf, dass der Verband laut eigenen Aussagen die Interessen von Franchisegebern und Franchisenehmern vertritt. Mit der Bedienung beider Seiten besteht in gewisser Weise immer ein Interessenkonflikt. Die besten Franchiseanbieter finden sich auf der Basisliste des F&C Münster. Die Hürden für einen Eintrag in diese Liste sind besonders hoch. Für besonders gute Ergebnisse im Bereich der Partnerzufriedenheit werden die Franchisegeber zusätzlich mit dem F&C-Award ausgezeichnet. Anbieter, die vom F&C gelistet sind, können als vertrauenswürdig eingestuft werden.

Rita Hoogestraat

Foto: contrastwerkstatt – stock.adobe.com

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