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Business-Yoga

Business-Yoga

Asanas für das Betriebsklima

Stress ist in unserer modernen und hektischen Gesellschaft allgegenwärtig und meistens unvermeidlich. Als verhaltenspräventive Maßnahmen zur Stressbewältigung und Ressourcenstärkung unterstützen und finanzieren Krankenkassen Yoga-Angebote in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Sportwissenschaftlerin und Yoga-Lehrerin Annika Klein erläutert, wie Yoga die Unternehmenskultur am Arbeitsplatz bereichern kann.

ARBEIT UND GESUNDHEIT

Termin- und Leistungsdruck auf der Arbeit, steigende Arbeitsverdichtung und -anforderungen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie stetige Selbstoptimierung fordern Beschäftigten einiges ab. Diese Belastungsfaktoren können die Gesundheit, Motivation und Leistung erheblich beeinträchtigen, sodass das Gefühl von Überforderung und Stress am Arbeitsplatz keine Seltenheit ist. Dabei ist Stress von Natur aus nicht negativ zu bewerten. In einem gesunden Maß kann Stress helfen, Anforderungen fokussiert zu bewältigen und für den nötigen Antrieb zu sorgen. Nur wenn Stress dauerhaft anhält, kann er krank machen. Nicht selten sind Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Magenprobleme und psychische Erkrankungen wie chronische Erschöpfung, Ängste und Depression die Folge einer dauerhaften Stresssituation. Der DAK Psychreport (2023) berichtet von einem neuen Höchststand der psychisch bedingten Fehltage im Job. Mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte, lagen die Fehlzeiten 2022 aufgrund psychischer Erkrankungen 48 Prozent über dem Stand von vor zehn Jahren. Aus diesem Grund empfehlen Krankenkassen Firmen und Arbeitgebern, sich verstärkt um die körperliche und mentale Gesundheit ihrer Arbeitnehmer zu kümmern.

DIE BETRIEBLICHE GESUNDHEITSFÖRDERUNG (BGF)

Die betriebliche Gesundheitsförderung implementiert im Unternehmen Strukturen und Maßnahmen, die der Mitarbeitergesundheit und -zufriedenheit dienen. Die Identifikation gesundheitlicher Belastungen sowie die Stärkung der vorhandenen Ressourcen stehen im Mittelpunkt. Schon 1986 definierte die WHO: „Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Arbeit, die Arbeitsbedingungen und die Freizeit organisiert, sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein. Gesundheitsförderung schafft sichere, anregende, befriedigende und angenehme Arbeits- und Lebensbedingungen“.

Für die Arbeitgeber lassen sich durch eine erfolgreiche Implementierung von BGF-Maßnahmen zahlreiche Vorteile ableiten:

  • Sicherung der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter
  • Motivationsschub dank der stärkeren Identifikation mit dem Unternehmen
  • Kostensenkung durch weniger Krankheits- und Produktionsausfälle
  • Steigerung der Produktivität und Qualität
  • Imageaufwertung des Betriebes
  • Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
DOPPELTER MEHRWERT

Auch finanziell ist BGF für Unternehmen interessant. Angebote seitens der Arbeitgeber, die der Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der betrieblichen Gesundheitsförderung dienen, sind laut §3 Nr.34 EStG bis zu 600 Euro pro Beschäftigen im Kalenderjahr steuerfrei. Hierbei gilt zu beachten, dass die Angebote hinsichtlich der Qualität, Zweckbindung, Zielgerichtetheit und Zertifizierung den Anforderungen von §20, §20b SGB V entsprechen müssen. Zudem sind die gesetzlichen Krankenkassen nach §20b Abs.3 SGB V verpflichtet, Leistungen zur Gesundheitsförderung in Unternehmen anzubieten. Hierbei stehen Maßnahmen zum Aufbau und Stärkung gesundheitsförderlicher Strukturen im Vordergrund. Sowohl die Umsetzung der betrieblichen Gesundheitsförderung seitens des Arbeitsgebers als auch die Teilnahme der Belegschaft an Maßnahmen ist für beide Seiten freiwillig.

YOGA IN UNTERNEHMEN

Yoga ist eine ganzheitliche Praxis, die körperliche, geistige und emotionale Ebenen umfasst und verbindet. Die Teilnahme an Yogakursen kann sowohl den wahrgenommenen Stress reduzieren als auch den Umgang mit stressverursachenden Situationen verbessern. Der Einsatz von Körper- und Atemübungen und verschiedenen Meditationstechniken ermöglicht den Beschäftigten mit sich selbst in Kontakt zu kommen, zu entschleunigen und die eigenen Ressourcen zu stärken. Daraus ergeben sich eine erhöhte Produktivität, weniger Fehlzeiten und eine Verbesserung des allgemeinen Betriebsklimas.

Übergeordnete Ziele sind die Steigerung der Arbeitszufriedenheit, Gelassenheit und Verantwortungsbereitschaft der Mitarbeiter.

DIE STUDIENLAGE ZUR WIRKSAMKEIT

Zahlreiche Studien belegen das Potenzial von Yoga im betrieblichen Kontext. Folgende Vorteile werden dabei besonders hervorgehoben:

  • Yoga stellt vor allem für Büromitarbeitende eine wirksame Maßnahme dar, um Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen vorzubeugen und zu lindern, sodass sie sich insgesamt fitter und vitaler fühlen.
  • Die Körperhaltung kann aufgrund sitzender, stehender oder einseitiger Tätigkeiten im Arbeitsalltag negativ beeinflusst werden. Durch zahlreiche Asanas (Körperübungen) kann diesen Belastungen entgegengewirkt und die Haltung verbessert werden, um Schmerzen und Dysbalancen zu reduzieren. Yoga stärkt dabei nicht nur die äußere, sondern auch die innere Haltung, wodurch mehr Selbstvertrauen und Eigenverantwortung aufgebaut wird.
  • Insbesondere in stressigen Phasen kann der Einsatz von Meditationen und Achtsamkeitsübungen helfen, zur Ruhe zu kommen und den Geist zu entspannen.
  • Die Konzentrationsfähigkeit wird durch eine regelmäßige Yogapraxis gefördert, sodass Aufgaben besser erledigt werden.
  • Die Achtsamkeit wird dahingehend geschult, immer wieder Momente der Entspannung zu finden, um die Konzentration und den Fokus aufrecht zu erhalten.

BUSINESS-YOGA IMPLEMENTIEREN

Immer mehr Unternehmen schätzen die positive Wirkung von Yoga auf ihre Mitarbeitenden und das Betriebsklima. Für Yogalehrer ergibt sich daraus ein interessantes und rentables Geschäftsfeld. Wer Yoga in Unternehmen unterrichten möchte, sollte sich vorab Gedanken zu folgenden Aspekten machen:

  • Wie trete ich als Yogalehrer an die Unternehmen heran?
  • Was sollte im Unternehmenskontext beachtet werden?
  • Wie sehen die organisatorischen Rahmenbedingungen aus?
  • Welcher Yogastil und welche Übungsabfolgen eignen sich, um die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erfüllen?

ANLAUFSTELLEN

  1. BGM-Abteilung: In größeren Firmen existiert häufig schon ein aktives Betriebliches Gesundheitsmanagement, das für die Planung von Maßnahmen und Aktivitäten zuständig ist und ein Budget für gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Verfügung gestellt bekommt.
  2. Personalabteilung: In kleineren Firmen werden die Gesundheitsmaßnahmen häufig von der Personalabteilung übernommen.
  3. BGM-Dienstleister: Externe Dienstleister, die betriebliche Gesundheitsförderung inklusive Maßnahmen und Aktivitäten für Unternehmen anbieten. Hier besteht die Möglichkeit freiberuflich als Yogalehrer aktiv zu werden.

Vor diesem Hintergrund nochmal der Hinweis, dass verhaltenspräventive Maßnahmen, zu denen auch Hatha-Yoga zählt, von Krankenkassen unterstützt und finanziert werden, sofern Yogalehrende und deren Konzepte bei der Zentralen Prüfstelle für Prävention zertifiziert sind.

BUSINESS-YOGA UNTERRICHTEN

Bei der Planung von Yoga für Unternehmen ist es wichtig, die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen des Unternehmens zu berücksichtigen. Da die meisten Angestellten eher sitzende oder einseitige Tätigkeiten ausüben, ist es wichtig, diese mit einer gut durchdachten Yogaeinheit auszugleichen. Die Einheiten sollten so gestaltet sein, dass alle Leistungsstufen daran teilnehmen können. Ganzheitliche Effekte erzielen die drei Säulen der körperlichen Praxis (Asana), Atemübung (Pranayama) und Meditation. Im betrieblichen Kontext darf der Fokus auf Entspannung und Achtsamkeit gelegt werden. Um den Aspekt des Team-Buildings zu integrieren, können Übungen angeboten werden, die die Zusammenarbeit, das Vertrauen und den Austausch untereinander fördern. Dabei ist ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen gefragt, da Mitarbeitende aus verschiedenen Arbeitsbereichen und Hierarchieebenen zusammenkommen können. Achte darauf, eine angenehme wohlwollende Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle willkommen und abgeholt fühlen.

ORGANISATORISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

Eine klare Kommunikation mit dem Unternehmen ist unabdingbar. Nur die wenigsten Unternehmen verfügen über einen eigenen Yoga- oder Fitnessraum. Gibt es Pausenräume, Kantinen oder ein Park um die Ecke, die in Frage kommen könnten? Wie sehen die Arbeitszeiten der Teilnehmenden aus? Gibt es ein flexibles Arbeitszeitenmodell, Schichtdienst, Home-Office? Zu welcher Zeit können die meisten Beschäftigten erreicht werden? Können Yogaeinheiten auch digital angeboten werden?

Folgende Formate können vor Ort oder digital angeboten werden:

  • Morgen-Yoga als Start in den Tag,
  • Lunch-Yoga, um neue Kraft zu tanken,
  • After-Work als Ausklang in einen entspannten Feierabend.

Darüber hinaus ist es wichtig, in Erfahrung zu bringen, wie und ob die Beschäftigten ausreichend informiert werden. Wer übernimmt die Kommunikation? Gibt es ausreichend Zeit und die Möglichkeit, sich umzuziehen und zu duschen, oder nehmen die Mitarbeitenden in ihrer Arbeitskleidung teil? Dementsprechend sollten die Asanas und das Anstrengungsniveau angepasst werden. Wie kann man den unterschiedlichen Erwartungen der Teilnehmenden gerecht werden, wenn verschiedene Wünsche und Bedürfnisse geäußert werden? Um die individuellen Bedürfnisse zu erfüllen, können zum Beispiel verschiedene Yogastile und Niveaus zu unterschiedlichen Zeiten angeboten werden.

Yoga kann auf vielseitige und kreative Weise in Unternehmen integriert werden. Dank der individuellen Anpassungsmöglichkeiten an die verschiedenen Konstitutionen der Beschäftigten, kann Yoga unabhängig von der körperlichen Leistungsfähigkeit für die gesamte Belegschaft angeboten werden. Laut dem Berufsverband der Yogalehrenden haben sich insbesondere die folgenden Angebote bewährt:

  • Vorträge und Workshops zum Thema Stress und Stressbewältigungstechniken im Rahmen eines Gesundheitstages
  • Integration von Yoga bei Fort- und Weiterbildungsangeboten
  • Wöchentliche oder monatliche Kursangeboten in der Mittagspause oder nach Feierabend

 


 ANNIKA KLEIN
ist Sportwissenschaftlerin (M.A. Rehabilitation, Prävention und Gesundheitsmanagement), Fitness- und Gesundheitstrainerin, Yoga-Lehrerin sowie Tutorin an der Deutschen Sportakademie.
www.deutschesportakademie.de


Fotos:  georgerudy – stock.adobe.com


Dieser Artikel ist aus der TRAINER-Ausgabe 5-2023:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:
BDY – Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V. (2019): Yoga in der Betrieblichen Gesundheitsförderung, https://www.yoga.de/downloads/verband/yoga-in-der-betrieblichen-gesundheitsforderung-bgf/, Stand 18.07.23. BKK Dachverband (2022): BKK Gesundheitsreport – Pflegefall Pflege?, https://www.bkk-dachverband.de/fileadmin/user_upload/BKK_Gesundheitsreport_2022.pdf, Stand 18.07.23. Bundesministerium für Gesundheit (2022): Steuerliche Vorteile, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/betriebliche-gesundheitsfoerderung/steuerliche-vorteile.html, Stand 18.07.23. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2021): Betriebliche Gesundheitsförderung, https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/betriebliche-gesundheitsfoerderung/, Stand 18.07.23. DAK (2023): Psychreport 2023 – Entwicklungen der psychischen Erkrankungen im Job: 2012-2022, https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/32628/data/3983614e98a936fe7d7dd70f3dac2e73/dak-psychreport-ergebnis-praesentation.pdf, Stand 18.07.23. Della Valle, E., Palermi, S., Aloe, I., Marcantonio, R., Spera, R., Montagnani, S., Sirico, F. (2020): Effectiveness of Workplace Yoga Interventions to Reduce Perceived Stress in Employees: A Systematic Review and Meta-Analysis. J. Funct. Morphol. Kinesiol. 2020, 5, 33. GKV Spitzenverband (2023): Leitfaden Prävention – Handlungsfelder und Kriterien nach § 20 Abs. 2 SGB V zur Umsetzung der §§ 20, 20a und 20b SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 27. März 2023, https://www.gkvspitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/praevention__selbsthilfe__beratung/praevention/praevention_leitfaden/Leitfaden_Pravention_Akt_03-2023_barrierefrei.pdf, Stand 18.07.23. Hartfiel, N., Havenhand, J., Khalsa, S.B., Clarke, G., Krayer, A. (2011): The effectiveness of yoga for the improvement of well-being and resilience to stress in the workplace. Scand J Work Environ Health 2011;37(1):70–76. Hartfiel, N., Clarke, G., Havenhand, J., Phillips, C., Edwards, R. T. (2017): Cost-effectiveness of yoga for managing musculoskeletal conditions in the workplace. Occupational Medicine 2017; 67:687–695. Techniker Krankenkasse (2021): Entspann dich, Deutschland – TK-Stressstudie 2021, https://www.tk.de/resource/blob/2118106/cbdb7ed26363a35145d753516510f92d/stressstudie-2021-pdf-zum-download-data.pdf, Stand 18.07.23. WHO – Weltgesundheitsorganisation (1986): Ottawa-Charta für Gesundheitsförderung, https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/349654/WHO-EURO-1986-4044-43803-61669-ger.pdf?sequence=1&isAllowed=y, Stand 18.07.23.
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